Mittwoch, 17. Juli 2013

Best of Gysi

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"Es ist ganz interessant, dass es zum Beispiel in den USA und in Großbritannien an jeder Universität einen Lehrstuhl für Rhetorik gibt, in Deutschland aber nur an einer einzigen. Ich finde, man könnte dafür werben, dass es vier bis fünf werden. Mit bestimmten Fragen muss man sich wieder beschäftigen... Überschätzen Sie die Rhetorik nicht, unterschätzen Sie sie auch nicht. Es ist nur ein Instrument. Es ist nur ein Mittel. Es macht keine Politik. Es  sagt auch nichts über den Inhalt der Politik. Es sagt auch nichts über Wahrheit. Trotzdem sagt es etwas über denjenigen, über diejenige aus. Denn Leidenschaft oder nicht Leidenschaft, Begeisterung oder nicht Begeisterung hängen auch damit zusammen, ob du von einer Sache überzeugt bist oder nicht. Eine Sache, von der ich nicht überzeugt bin, kann ich niemals rhetorisch gut vortragen. Das funktioniert nicht."
Gregor Gysi: Es gibt eine Pflicht zur Übersetzung. In: Weltweit Medien nutzen. Medienwelt gestalten. VSA: Verlag. Hamburg, 2010

Sonntag, 14. Juli 2013

I like Wendy

Filibuster oder Wer sich lange wehrt, muss nicht immer gewinnen

Mit dieser Metapher [Filibuster = Freibeuter, karibische Piraten im 17. - 19. Jahrhundert] wird eine rhetorische Taktik gekennzeichnet, die gelegentlich in US-Parlamenten durch die die Minderheit angewendet wird. Durch Dauerreden soll eine Beschlussfassung der Mehrheit verhindert oder zumindest verzögert werden, um hinter den Kulissen weiter Überzeugungsarbeit mit einzelnen Abgeordneten führen zu können. Solche Ermüdungsreden sollen schon im Alten Rom Tradition gewesen sein. In Deutschland gibt es in den Parlamenten Redezeitbegrenzungen. Es kommen jedoch immer wieder Versuche vor, durch Anträge zur Tagesordnung, Anfragen zur Klärung von Details, Einschieben von Pausen sowie persönlichen Profilierungsversuchen ("Es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von mir." Verschleppungen zu praktizieren. In der juristischen Praxis ist so etwas an der Tagesordnung und lässt den Verdacht aufkommen, dass es vor allem Arbeitsplatzsicherung in der Gerichten und Gutachterbüros geht. So ist es z.B. schon jetzt absehbar, dass sich der laufende NSU-Prozess auf mehrere Jahre hinstrecken wird.

Ein aktuelles Beispiel:

Am 25. Juni hielt die demokratischen Senatorin Wendy Davis in Texas eine 13stündige Rede gegen das umstrittene Gesetz zur Verschärfung des Abtreibungsrechtes. Sie hatte sich, neben ihrer inhaltlichen Vorbereitung, mit einem Stützkorsett und rosa Jogging-Schuhen ausgestattet, um den körperlichen Anstrengungen gerecht zu werden. Die Marathon-Läuferin wurde wie eine Heldin gefeiert. Einige Fans ketten sich sogar an der Brüstung der Besuchergalerie an, als sie aus dem Senatsgebäude hinausbefördert werden sollten. Die Sicherheitskräfte sorgten aber letztlich dafür, dass die Abstimmung regulär und gegen sie über die Bühne gehen konnte.

Geheim-Tipp für Redeängstliche: Wendy`s Pink Shoes