Rhetorik - Kunst, Wissenschaft oder Technik der Persuasion?
Göttert, Karl-Heinz: Mythos Redemacht. Eine andere Geschichte der Rhetorik. S. Fischer Verlag. Frankfurt a.M., 2015
Auch hier solltet Ihr einmal hineinschauen:
Seminar für allgemeine Rhetorik/Tübingen.
Gibt es auch etwas über aktuelle Rhetorik? Ja.
Willemsen, Roger: Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament. S. Fischer Verlag. Frankfurt a. M., 2014
In diesem BLOG möchte ich meinen Studenten, Seminarteilnehmern und anderen Interessenten rhetorische Blitzlichter anbieten und mit ihnen darüber diskutieren. Die angeführten Redebeispiele stimmen nicht immer mit der Auffassung des Bloggers überein, sondern sollen vor allem zum "rhetorischen" Nachdenken anregen. Seit 2019 ist Dr. Wilhelm Rettler Partner dieses Blogs. Er widmet sich vor allem der Logik als klassischem Geschwisterkind der Rhetorik.
Sonntag, 26. April 2015
Freitag, 17. April 2015
Schabowski - Schlitzohr oder Stümper?
Schabowski`s Stichwortzettel/ Bitte anklicken. |
Dieser Tage tauchte der Zettel wieder auf, mit dem sich Schabowski auf die Pressekonferenz seiner Laufbahn vorbereitet hatte. Er ist auch ein besonderes Prachtstück für die Geschichte der Rhetorik, für die es, bezogen auf die DDR, bisher nicht so viel Interessantes zu berichten gab.
Damals war Rhetorik nicht besonders gut angeschrieben. Walter Ulbricht´s "Keiner will eine Mauer aufbauen." im Diskant oder Honecker´s Zungenbrecher "Ssoschalistsches Vaterland" klingen mir noch heute in den Ohren. Auch Schabowski war nicht der große Redner. Aber in der Pressekonferenz vom 09. November 1989 brach er alle Rekorde. Manchem ahnungslosen Zuschauer der "Aktuellen Kamera" wird es wohl gar nicht sofort bewusst geworden sein. Diese Überraschung war doch zu überraschend.
Das ZK-Mitglied präsentierte damals die neuen Reisebestimmungen für DDR-Bürger: "Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen, Reiseanlässe und Verwandtschaftverhältnisse beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Ständige Ausreisen können über alle Grenzstationen der DDR in die BRD erfolgen."
Und nach Anfrage eines Journalisten stotterte er etwas hilflos:"Das ist nach meiner Kenntnis ... sofort, ... unverzüglich."
So hatte sich die SED-Führung das sicher nicht vorgestellt. Diese Reisen sollten wohl nur unter bestimmten Auflagen und auch erst vom nächsten Tag an beantragt werden können. War das Schabowski entgangen? Oder war es klares Kalkül? Immerhin initiierte er noch in dieser Nacht damit den Mauerfall?
So hatte sich die SED-Führung das sicher nicht vorgestellt. Diese Reisen sollten wohl nur unter bestimmten Auflagen und auch erst vom nächsten Tag an beantragt werden können. War das Schabowski entgangen? Oder war es klares Kalkül? Immerhin initiierte er noch in dieser Nacht damit den Mauerfall?
Die Frage für das Rhetorik-Seminar: Redemanuskript oder Stichwortzettel - was ist zweckmäßiger? Antwort: Das kommt natürlich auf den Redner und die Situation an. Manchem nützt keines von beiden. Aber Schabowski, der sich sozusagen verzettelt hat, ist als ein begeisternd schlechter Redner in die Geschichte eingegangen.
Sonntag, 12. April 2015
Debatte - die Königsform der Rhetorik
Ein Beispiel aus dem Bundestag
Kontroverse Positionen treffen wir in der Alltagskommunikation sehr häufig an: spontan, natürlich, emotional - von Meinungstreit bis Prügelei. Von der rhetorischen Kommunikation erwarten wir ein kulturvolles Niveau und die Nutzung erprobter Regeln zur Konfliktlösung. Der Begriff Polemik wird allgemein meist negativ gebraucht. Er bedeutet: Streitgespräch. Manche strittigen Konflikte müssen eben auch aus-gestritten werden. Hier habe ich ein schönes Beispiel gefunden für die Problemhaftigkeit solcher Ansprüche: die Bundestagsdebatte zum Antrag der Fraktion B´90/DIE GRÜNEN für ein Kannabiskontrollgesetz am 30. März 2015.
Bitte hier anlicken.
Kontroverse Positionen treffen wir in der Alltagskommunikation sehr häufig an: spontan, natürlich, emotional - von Meinungstreit bis Prügelei. Von der rhetorischen Kommunikation erwarten wir ein kulturvolles Niveau und die Nutzung erprobter Regeln zur Konfliktlösung. Der Begriff Polemik wird allgemein meist negativ gebraucht. Er bedeutet: Streitgespräch. Manche strittigen Konflikte müssen eben auch aus-gestritten werden. Hier habe ich ein schönes Beispiel gefunden für die Problemhaftigkeit solcher Ansprüche: die Bundestagsdebatte zum Antrag der Fraktion B´90/DIE GRÜNEN für ein Kannabiskontrollgesetz am 30. März 2015.
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