Dienstag, 26. Dezember 2017

Steinmeier wirbt um Vertrauen

Ansprache des Bundespräsidenten zu Weihnachten 2017

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/
steinmeier-wirbt-fuer-vertrauen-in-staat-
weihnachtsansprache-des-bundespraesidenten-100.html
Traditionell am ersten Weihnachtstag hält der Bundespräsident seine Weihnachtsansprache im Schloss Bellevue. Für Frank-Walter Steinmeier ist es die erste Weihnachtsansprache. Er übernahm das Amt im März von Joachim Gauck. In seiner Weihnachtsansprache hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angesichts der schleppenden Regierungsbildung um Vertrauen in den Staat geworben. "Ich versichere Ihnen: Der Staat handelt nach den Regeln, die unsere Verfassung für eine Situation wie diese ausdrücklich vorsieht, auch wenn solche Regeln in den letzten Jahrzehnten nie gebraucht wurden", sagte Steinmeier in seiner ersten Weihnachtsansprache als Staatsoberhaupt. "Deshalb: Wir können Vertrauen haben."
Beitragslänge:
7 min
 
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Mittwoch, 20. Dezember 2017

TV-Ansprachen zum Jahreswechsel: Lust am Aufbruch statt staatstragender Predigt

Verband der Redenschreiber deutscher Sprache

Pressemitteilung, 20. Dezember 2017
Jacquelin Schäfer (Mitte) und Antje Hermau
(Vizepräsidentin) bei den Debattiermeisterschaften
in Dresden im Juni 2017/ Foto: Rode

Alle Jahre wieder: Zu Weihnachten und Neujahr flimmern die Ansprachen von Bundespräsident und Bundeskanzlerin über die Bildschirme. Zum ersten Mal mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und zum 13. Mal mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, erstmals jedoch als geschäftsführende Regierungschefin. Beides dürfte neugierig machen und für Quote sorgen. Doch sind diese Ansprachen noch zeitgemäß?

„Ja, denn auch eine Demokratie braucht Rituale“, so Jacqueline Schäfer, Präsidentin des Verbandes der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS), in einem Interview. „Oft aber muten die Ansprachen wie eine Trauerrede oder eine Predigt an. Etwas mehr Aufbruchstimmung beim Ausblick täte gut, Freude, Visionen, die sich auch in Tonlage und Mimik ausdrücken. Mehr Motivation, weniger Moralisieren.“

Das Interview in voller Länge:


Fernsehansprachen von Staatsoberhäuptern vor Schneelandschaft, Weihnachtsbaum und Deutschlandfahne – brauchen wir das noch?

Jacqueline Schäfer: Ich finde: Ja. Denn auch eine Republik braucht Rituale. Und am Jahresende nehmen sich die Bürgerinnen und Bürger gerne Zeit zu reflektieren. Sie stellen Fragen und suchen Antworten - auch von den Regierenden.

Angesichts von Twitter und Co. stellt sich aber die Frage, ob die TV-Ansprache das richtige Instrument dafür ist?

Jacqueline Schäfer
: Wir sollten die unterschiedlichen Kommunikationskanäle nicht gegeneinander ausspielen, sondern jeden richtig nutzen. In den sozialen Medien sind Schnelligkeit und Kürze gefragt, die TV-Ansprachen hingegen bieten die Möglichkeit, zu mehr Tiefe. Diesen Raum braucht es, weil unsere Welt komplexer geworden ist. Nicht alle Themen lassen sich in wenigen Zeichen oder in 30-Sekündern abhandeln. Zudem sprechen Staatsoberhaupt und Regierungschefin direkt zur Bevölkerung - die Kamera erzeugt fast so etwas wie Blickkontakt. Allein dies verändert die Art der Ansprache.

Viele schauen aus Gewohnheit zu, das Gesagte ist schnell vergessen. Wie kann man das ändern?

Jacqueline Schäfer: Wenn man Reden deutscher Staatsoberhäupter mit denen aus Frankreich, Großbritannien oder den USA vergleicht, fällt auf: In Deutschland dominiert der staatstragenden Ton. Das ist erstmal nicht verkehrt, aber oft muten die Ansprachen wie eine Trauerrede oder eine Predigt an. Etwas mehr Aufbruchstimmung beim Ausblick täte gut, Freude, Visionen, die sich auch in Tonlage und Mimik ausdrücken. Die Redner sollten erklären und ermuntern und nicht erziehen. Deshalb mein Tipp: Mehr Motivation, weniger Moralisieren! Und scheut euch nicht, Gefühle zu zeigen, sondern nehmt uns mit in eure Gedanken- und Gefühlswelt.

Warum ist Ihnen das so wichtig?

Jacqueline Schäfer
: Weil Menschen von Menschen geführt werden wollen. Sie wollen spüren, ob sie das, was in den Wahlprogrammen steht, in den Gesichtern, in der Stimme wiederfinden. Vertrauen entsteht durch direkte Ansprache. Gerade jetzt, da vieles kompliziert geworden ist und vermeintliche Gewissheiten verloren gehen. Nur wer zeigt, was ihn treibt und wohin er oder sie will, kann andere motivieren, diesem Weg zu folgen. Kurzum: Es geht um mehr Mut. Zeigt euch!

Über den VRdS:

Der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) vertritt Redenschreiber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er fördert die Redekultur im deutschsprachigen Raum. Potentielle Auftraggeber finden auf seiner Website eine frei zugängliche Redenschreiber-Datenbank. Weitere Informationen: www.vrds.de

Verband der Redenschreiber deutscher Sprache
Auf der Steinkaule 7
53639 Königswinter
Anja Martin, Pressesprecherin
Telefon: 0163 63 88 900
presse@vrds.dewww.vrds.de

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Literaturempfehlungen

Konstruktive Polemik tut Not

Erstauflage 1998, aber immer noch hochaktuell (7. Auflage 2012). Mit intelligenter Polemik und beispielhafter Logik bietet uns der österreichische Philosoph Hubert Schleicher (geb. 1935) seine Methodik an, um demagogische Politiker und fundamentalistische Ideologen zu entlarven, und sich in überzeugender Weise mit ihrem Gedankengut (?) auseinanderzusetzen.

Im Vorwort heißt es:

"Dieses Buch ist keine Anleitung zur oder Durchführung von Religionskritik. Die Religion dient unseren Überlegungen nur als Beispiel. Dass keine Ideologie, Religion oder Institution ein Monopol auf Unmenschlichkeit und Fanatismus hat, versteht sich übrigens leider von selbst. Diese Pest befällt Gottlose wie Fromme."

Allerdings merkt er auch an: "Wer sich eine Sammlung von Rezepten für ein garantiert wirkungsvolles Argumentieren erwartet, wird enttäuscht."

Mit viel Interesse habe ich in seiner nicht einmal zweihundert Seiten umfassenden "Anleitung zum subversiven Denken" geschmökert. Und dabei habe ich nicht zuletzt auch an die Dresdner Pegida-Tiraden und die aggressiven Töne aus den Reihen der AFD gedacht.

Weitere Empfehlungen zur Thematik:

Bredemeier, K.: Schwarze Rhetorik. Macht und Magie der Sprache. orell füssli Verlag AG, Zürich 2002

Hufer, K.-P.: Argumentationstraining gegen Stammtischparolen. Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts. 2001

Beck, G.: Verbotene Rhetorik. Die Kunst der skrupellosen Manipulation. Eichborn Verlag, Frankfurt a.M. 2005

Kratz, H.-J.: Musterreaktionen auf mündliche Angriffe. Rezepturen aus dem rhetorischen Giftschrank. Walhalla Fachverlag, Regensburg 2010