Sonntag, 15. Juli 2018

Wozu brauchen wir Rhetorik, wenn ich WhatsApp habe?

Mehr als 80% der deutschen Bevölkerung ab einem Alter von 14 Jahren nutzen digitale Medien und das Internet.

Darauf weist eine aktuelle Studie von 2017 hin.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/13070/umfrage/entwicklung-der-internetnutzung-in-deutschland-seit-2001/

Menschen können analog (natürlich, individuell ausdeutbar) und digital (mit künstlich geschaffenen Zeichen, eindeutig) kommunizieren. Wenn wir davon sprechen, in einem Zeitalter der Digitalisierung zu leben, heißt das, die Umwandlung analoger in digitale Prozesse hat nie gekannte gesellschaftliche Dimensionen angenommen. Selbst Marx hätte seine Freude daran gehabt zu beobachten, wie dadurch Informationen, überwiegend in digitalisierter Form, zur besonderen Produktivkraft geworden sind. Das ist sowohl quantitativ, als auch qualitativ zu sehen. 

So ähnlich wie die Buchdruckerkunst eine Erscheinung des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit war, ist die Erfindung von Computer und Internet eine des Übergangs von der Industrie- zur Informationsgesellschaft. Wir nennen das inzwischen digitale Revolution.

Bestimmte Gruppen in der Gesellschaft beherrschen zunehmend auch die Produktivkraft Information. Hier trifft das Teile-und-herrsche in moderner Weise zu. Wissen ist Macht - das wussten schon Francis Bacon oder Wilhelm Liebknecht. Gibt es inzwischen das digitale Proletariat?

Was ist nun digitaler Analphabetismus? Bestimme Gruppen in der Gesellschaft werden von den Prozessen der Digitalisierung ausgegrenzt: durch die politisch-ökonomischen Verhältnisse und durch ihre eigenen Lebensmöglichkeiten und -einstellungen. Wer sind die 19% Unbeteiligter? Alte Menschen? Lumpenproletariat? Gescheiterte? Da müssen Parteien der Zukunft auftreten und ihre gesellschaftliche Vision darstellen. Vielleicht ist die angekündigte LINKE Sammlungsbewegung auch dafür eine Chance? Soziale Gerechtigkeit und umfassende Bildung sind die Voraussetzungen dafür. Die Aufdeckung und Überwindung von Verzerrungen und Verfremdungen (Manipulation) gehören zu den grundlegenden Aufgaben. Die Hörigkeit gegenüber dem Smartphone oder dem PC im Alltag gehört z.B. dazu. Eine Gefahr beschrieb Miriam Meckel mit "overnewsed" versus "underinformed." Auch das gehört zum digitalen Analphabetismus. Allerdings sind die direkte Kommunikation, d.h. zur selben Zeit am selben Ort,  und individuelles Lernen als essentieller Lebensinhalt durch nichts zu ersetzen. Digitale Kompetenz kann und soll unser Leben bereichern. Kämpfen wir darum!

G. Dietmar Rode
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