Samstag, 31. Oktober 2015

Rede des Jahres 2014 hielt Navid Kermani

Zum Video der Rede bitte hier anklicken.
Rhetorik muss heute vor allem Freiheit der Gedanken sein

Die Eberhard-Karls-Universität Tübingen zeichnete den mutigen Orientalisten und Schriftsteller anlässlich des 65. Jahrestages des Grundgesetzes am 23. Mai 2015 aus.

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Dienstag, 20. Oktober 2015

Wo Hass und Gewalt herrschen, hat Rhetorik ihre Grenzen

Bei gestriger Demonstration standen sich 40.000 Menschen gegenüber

Ein Erlebnisbericht 

Hass und Gewaltbereitschaft seit Monaten

Foto: Rode
Die Organisatoren der Gegendemonstration hatten die Losung ausgegeben "Herz statt Hetze!" Zu einem wirklichen Resultat haben die Konfrontationen nicht geführt. Der lautstarke Ruf, Dresden den nicht den Rechtsextremisten preis zu geben, reicht nicht aus. Die Pegida-Führung ist nicht bereit zu demokratischen Wegen.

Pegida-Losungen geben keine Spielräume für Verständigungen

Wenn die Zehntausenden Mitläufer ehrlich wären, müssten sie erkennen, dass ihr "Volkszorn" hier missbraucht wird. Wer nur brüllt, hört auf zu denken. Bachmann & Co. haben keine alternativen Programme. Sie diffamieren Politiker pauschal als "Volksverräter" und die Medienvertreter als "Lügenpresse". Mit wem wollen sie verhandeln, wenn sie es denn überhaupt wollen?

Was haben die Medien getan, um die Lage zu entwirren?

Foto: Rode
Eine gewisse Erwartungshaltung war schon da, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte. Die Nachricht, dass ein Pegida-Anhänger mit einer Eisenstange (!) verletzt wurde, dementierte man nach einer halben Stunde wieder.

Inzwischen wurde bekannt gegeben, dass ein Kameramann des als pegidafreundlich geltenden russischen Senders RT von Neonazis blindwütig verprügelt wurde und Polizeihilfe brauchte.

Was erlebten Besucher Dresdens?

Eine irre Situation entstand auf dem Schlossplatz. Sowohl Pegida-Demonstranten, als auch Gegendemonstraten, aber auch offenbare Anhänger der autonomen und der rechtsextremistischen Szenen trafen hier zusammen, nur von sparsamen Polizeiketten getrennt. Es ist es schon verwunderlich, dass es zu keinem größerem Crash kam, der offenbar regelrecht erwartet wurde.

Neben mir auf der Treppe der Hofkirche stand ein japanisches Touristenpaar. Die Frau schlotterte am ganzen Körper vor Angst, als aus der dunklen Menge vor dem Georgentor die Böller knallten, während aus dem Lautsprecher auf der Augustusbrücke immer wieder der Aufruf zur Gewaltlosigkeit erschallte. Zwischen Schlossplatz und Prager Straße flanierten weitere Tausende Menschen, fast ein wenig beschämt wirkend, nicht so richtig zu einer Seite zu gehören, aber ansonsten dagegen zu sein, wogegen und wofür auch immer.

Ein Besucher mit norddeutscher Mundart sprach mich später am Altmarkt an, weil keine Straßenbahn fuhr. Er hatte sich noch vor einem Jahr Dresden anders vorgestellt. CDU würde er nicht mehr wählen, meinte er nur.

Das Ergebnis ist mir völlig unklar.

Der Abend ist glimpflich ausgegangen. Jetzt ist nach wie vor die Politik gefragt, die Fehler der vergangenen Monate aufzuarbeiten, und endlich Lösungen zu finden. Pegida ist maßgeblich verantwortlich für das kontinuerliche hasserfüllte Aufheizen der Situation. Selbst "friedliche" Mitläufer können sich einer Mitverantwortung nicht entziehen, wenn brutale Losungen eines renovierten Chauvinismus immer mehr um sich greifen.

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