Eulenspiegel Verlag, Berlin 1984 |
Ambrose Bierce (1842 - 1914) stand in der amerikanischen Literatur in einer Reihe mit Könnern wie Edgar Allan Poe, Ernest Hemmingway oder Markt Twain. Geistvoll, treffend und originell konzentrierte er sich vor allem auf Aphorismen , d.h. prägnant formulierte Sinnsprüche, in denen mit Weisheit und Witz Erfahrungen formuliert werden.
Seine alphabetische Sammlung von ca. 300 herzhaften Aphorismen ist ein brilliantes Beispiel dafür:
Mit Bezug auf die Kommunikation herausgezogene, alphabetisch geordnete Beispiele:
Admiral: der Teil eines Kriegsschiffes, der das Reden besorgt - das Denken übernimmt die Galionsfigur.
Beifall: Echo einer nichtssagenden Bemerkung
Connaiseur: Spezialist, der alles über etwas und nichts über alles andere weiß (connaitre franz. - kennen)
Diskussion: eine Methode, andere in ihren Irrtümer zu bestärken
Ermutigen: einen Narren in einer Torheit zu bestärken, die ihm bereits schadet
Fabel: kurze Lüge zur Veranschaulichung einer wesentlichen Wahrheit
Glückwunsch: Artigkeit der Missgunst
Höflichkeit: die angenehemste Form der Heuchelei
Intelligenz: Gehirnsekretion, die dazu befähigt, ein Haus von einem Pferd anhand des Daches zu unterscheiden
Jury: mehrere von einem gericht benannte Personen, die den Recjhtsanwälten helfen, das Recht nicht in Gerechtigkeit ausarten zu lassen
Konsultieren: die Zustimmung eines anderen zu etwas einholen, was bereits entschieden ist
Langweiler: jemand, der redet, wenn er zuhören soll
Mensch: ein Lebwesen, so angetan von Illusionen über sich, dass es völlig vergisst, was es eigentlich sein solte
Nörgler: jemand, der unsere Arbeit kritisiert
Optimismus: die Lehrmeinung oder der Glaube, wonach alles schön ist(das Hässliche eingeschlossen), alles gut (vor allem das Schlechte) und alles richtig (insbesondere das Falsche)
Planen: sich den Kopf zerbrechen, wie man am besten ein zufälliges Ergebnis erzielt
[Quatsch = rhetorische Redundanz]
Rhetorik: Verschwörung von Wort und Tat zum Betrug am Verstand
Sprache: Musik zur Verzauberung der Schlangen, die einen fremden Schatz hüten
Tagebuch: tägliche Aufzeichnung über jenen Abschnitt aus dem eigenen Leben, den man sich selber ohne Erröten mitteilen kann
Unterhaltung: Jahrmarkt minderer geistiger Erzeugnisse, wobei jeder Aussteller so auf die Anordnung seiner eigenen bedacht ist, dass er die des Nachbarn nicht zur Kenntnis nimmt
Vernünftig: für Überredung, Warnung und Ausrede zuänglich
Wahrheit: gelungene Mischung von Erwünschtem und äußerer Erscheinung
[X und Y = ?]
Zyniker: ein Lump, dessen unzulängliches Sehrvermögen die Dinge sieht, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten