Sonntag, 22. Juli 2012

Gallettiana - die Kunst, sich zu vermaulieren


Koehler & Amelang, Leipzig 1977
mit Holzschnitten von Prof. Werner Klemke
http://de.wikisource.org/wiki/Gallettiana
Johann Georg August Galletti, * 19.08.1750 - 16.03.1828, war über 25 Jahre Gymnasialprofessor in Gotha. Schiller soll ihn den „langweiligsten und geistlosesten Historiker, der je gelebt hat“ genannt haben. 


Aber viel beeindruckender als seine wissenschaftliche Arbeit als Historiker und Geograph müssen seine berühmten Kathederblüten gewesen sein. Je älter er wurde, desto mehr verselbständigte sich seine fragwürdige Eloquenz. Damit soll er sogar aus Weimar und Erfurt die Zuhörer angelockt haben. 


Seine zahlreichen Versprecher (Stilblüten) wurden, angeblich von seinen Schülern, gesammelt. Das Büchlein "Gallettiana" ist "ergötzlich und nachdenklich zu lesen". Es beweist einmal mehr, dass es in der Rhetorik nicht vorrangig darauf ankommt, wie etwas ist, sondern wie es wirkt.


Beispiele (aus 415):


Nr. 108: "Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen 3, 4 und noch mehr Beine abgeschossen waren, herrenlos herumlaufen."


Nr. 123: "Gustav Adolph, König von Schweden, lebte kurz vor seinem Tode noch."


Nr. 130: "Olaf VI. war der Sohn Woldemars II., und alle Olafe hießen Olaf bis auf Sten, welcher Christian hieß."


Nr. 320: "Unter allen Thieren hat die Ente mit dem Schweine die größte Aehnlichkeit."


Nr. 368: "Schweigt! Sind wir denn alle dumme Jungen!? Schüler: Ich nicht, Herr Professor. Lehrer: Aber ich!"


Nr. 374: "Da sitzen ein paar Ungezogene; ich will sie nicht nennen, aber sie sitzen zwischen Henning."

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