Wilhelm Rettler
In seinem
dystopischen (Dystopie = Antiutopie) Roman 1984 beschreibt George Orwell eine
Diktatur, die die Sprache als Herrschaftsmittel benutzt. Das
„Neusprech
hatte nicht nur den Zweck, ein Ausdrucksmittel für die Weltanschauung und
geistige Haltung zu sein, die den Anhängern des Engsoz (Ideologie der
Diktatur) allein angemessen war, sondern darüber hinaus jede Art anderen
Denkens auszuschalten.“
Es bediente
sich u.a. zahlreicher Wörter, die nicht ideologisch neutral waren. Dabei
handelte sich um Euphemismen (beschönigende Wörter) und Dyphemismen
(herabsetzende Wörter), deren Wortsinn teilweise das genaue Gegenteil des
Gemeinten bedeutete. So galt für den Begriff Zwangsarbeitslager das Wort
Lustlager, für den Begriff Kriegsministerium das Wort Minipax, was ja aus dem
Latenischen übersetzt, Friedensministerium bedeutet.
Die Rhetorik
gebietet, ideologisch nicht neutrale Wörter zu vermeiden. Sie können falsches
Bewusstsein zur Folge haben. Der griechische Philosoph Platon sagte vor über
2000 Jahren,
„Ein falscher Ausdruck ist nicht nur
an sich ein Fehlgriff, er stiftet auch
Verwirrung in unserem Denken.“
Die Aktualität der
Problematik zeigt die Häufigkeit von manipulativen Ausdrücken in unserer
Sprache, die nicht auf eine „natürliche“ Sprachentwicklung zurückzuführen ist,
sondern auf die Tätigkeit von Instituten mit wissenschaftlichem Anspruch, so
dem „Berkley International Framing Institute“, und Absprachen in den Medien.
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