Montag, 8. November 2021

Vom Umgang mit Wörtern [und Büchern]

Es sind meistens die besten Bücher, die wir verborgen


Dr. Wilhelm Rettler

Neulich bin ich meine Bücherregale auf der Suche nach dem Buch „Vom Umgang mit Wörtern“ von Ernst Alexander (E.A.) Rauter abgelaufen, vergebens. Dieses, eines meiner Lieblingsbücher, 1978 erschienen, hatte ich bestimmt verliehen, mir aber nicht gemerkt, an wen, wie so oft. Ich habe mir geschworen, niemals mehr ein Buch zu verleihen. Ich habe zum Glück noch ein Exemplar antiquarisch erwerben können.

Es geht Rauter um Schreibstil und damit zugleich um Redestil. Ich zitiere aus dem Anfang:

„Bemühung um einen besseren Stil ist Bemühung um demokratischere Verhältnisse.
Demokratischere Verhältnisse sind Verhältnisse, in denen mehr Personen ihre Absichten durchsetzen als bisher. Von einem bestimmten Stadium an heißt Absichten durchzusetzen, sich selbst regieren. Die Lust daran, sich selbst zu regieren steigt mit den Informationen darüber, was die anderen falsch machen, und warum sie es falsch machen.
Schreibende haben Schwierigkeiten mit Obrigkeiten. Guter Stil zeichnet sich durch Deutlichkeit aus. Obrigkeit hat kein Interesse an Deutlichkeit. Solange es Obrigkeiten gibt, ist die Deutlichkeit gegen sie.“
 
Deutlichkeit ist Verständlichkeit. Demokraten sollten sich bei ihrem Reden und Schreiben um Verständlichkeit bemühen. Oft ist das nicht der Fall. Undeutlichkeit wird als Beweis von Wissenschaftlichkeit missverstanden.

1 Kommentar:

G. Dietmar Rode hat gesagt…

Mein Vater war Bibliothekar. Und er benannte drei Sünden im Umgang mit Büchern:
1. Eselsohren und Fettflecke.
2. In Bücher hineinschmieren.
3. Bücher borgen, und nicht zurück geben.

Zu 1.: Ja, man soll sorgfältig mit Büchern umgehen, obwohl sich Gebrauchsspuren gerade bei den besten, mehrmals gelesenen nie ganz vermeiden lassen.
Zu 2.: Als er sah, dass ich mir in Bücher oft "kluge" Anmerkungen wie ein eigenes Inhaltsverzeichnis schrieb, meinte er: Gut, meinetwegen, aber nur mit Bleistift und nicht in Bibliotheksbücher!"
Und zu 3: Als er gestorben war und ich seinen Büchernachlass sichtete, viel mir auf, wie viele er sich von mir geborgt hatte.

Lieber Wilhelm, wenn Du willst, schicke ich Dir Dein Buch zurück. Ich muss bloß erst noch die Bleistiftanmerkungen ausradieren...