Digitaler Faschismus - Desaster der Sprache im Lande der Dichter und Denker
Der Titel mag zunächst abschrecken. Keine leichte Kost. Aber einmal begonnen las ich gebannt und entsetzt bis zur letzten Seite. Bereits Victor Klemperer (LTI. Die Sprache des Dritten Reiches) hatte nachgewiesen, dass die sprachliche Vergiftung eine Erscheinung der objektiven gesellschaftlichen Entwicklung ist. Nie wieder Faschismus war deshalb die Botschaft seines "Notizbuches eines Philologen" (1946).
Maik Fielitz und Holger Marcks haben den Sprachverfall im Digitalen Zeitalter untersucht und sich dabei einer aktuelle Definition des Faschismus bedient: "Wer die Erfolge des gegenwärtigen Rechtsextremismus verstehen will, muss nachvollziehen, wie sich diese Logik heute in den und durch die sozialen Medien verbreitet." (S. 13). Worte wie Rasse, Volkstod, weißer Genozid oder Bevölkerungsaustausch sind mehr als Drohvokabeln, sondern Ausdruck einer Online-Radikalisierung, die sich in vielen Formen im praktischen Leben widerspiegelt. Hass, Lüge, Feindbilder, Bedrohungslegenden und Demagogie treffen wir zunehmend im Alltag an. Das darf uns nicht gleichgültig lassen.
Fielitz, M.; Marcks, H.: Digitaler Faschismus. Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus. Dudenverlag, Berlin 2020
Lizenzausgabe der Landeszentrale für politische Bildung
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