Sonntag, 30. Oktober 2016

Sonderausstellung: Sprache

 Begleitbuch
24. September 2016 bis 28. August 2017

Redehandwerk. Macht und Magie der Sprache

Kann Sprache neutral sein?               
Wie verstärken wir die Wirkung unserer – öffentlichen – Rede?
Welche Rolle spielt die Sprache bei gesellschaftlichen Ritualen?
Wie verändern die digitalen Medien die Möglichkeiten der Sprache und des Sprechens?
http://www.dhmd.de/?2801
Wann wird Sprache zur Waffe?

Unsere Fähigkeit zur Kommunikation ermöglicht uns, Erwartungen, Botschaften, Wünsche und Gefühle mitzuteilen und zu verstehen. Dabei nutzen wir die Sprache nicht nur zur Beschreibung der Welt. Wir setzen sie auch gezielt als Machtinstrument ein, um Einfluss zu nehmen und unser Umfeld aktiv zu verändern. Dies gilt im Großen wie im Kleinen, in der Politik wie auch im Privaten. In welchem Rahmen und mit welchen Worten wir miteinander kommunizieren, verrät viel über unsere Werte, unsere Empfindungen, unsere Ansichten und Absichten. Unser Sprachhandeln in alltäglichen und besonderen, in individuellen und öffentlichen Redesituationen ist untrennbar mit unserem Körper und unserer Umwelt verbunden. Im Zusammenspiel von gelebten Praktiken und sprachlichen wie körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten dient es als Bindeglied zwischen Einzelnem und Gesellschaft.

Die Kunst der Rede  
Das Sprechen vor und zu anderen Menschen gleicht oft einer Aufführung. Ob bei einer politischen Rede im Parlament, einem öffentlichen Protest, einer Trauerrede oder einem Poetry Slam, ausschlaggebend sind das
gelungene Zusammenspiel der Worte und der angemessene Stil des Vortragens am jeweiligen Ort. Die bereits in der Antike gerühmte Rhetorik ist die Kunst der wirkungsvollen und überzeugenden Rede. Ihr zentrales Anliegen ist es, das Publikum für den Redner und seine Ideen zu gewinnen. Die Redekunst kennt unzählige Strategien zu überreden oder zu begeistern, aber auch zu manipulieren, zu verführen und zu täuschen. Ebenso wichtig wie eine durchschlagende inhaltliche Argumentation sind Stimme, Mimik und Gestik, die die Rede unterstützen und bekräftigen. Gelegentlich stößt die Rede an die Grenzen des Sagbaren – dann bleibt nur das Schweigen. Doch auch das Fehlen von Worten kann eine große Kommunikationskraft entfalten.  

Die Macht der Worte  
Sprache kann ein Instrument zur Ausübung und Kontrolle von Macht sein. Politische Parolen, Werbeslogans, Schimpfwörter oder Kampfbegriffe leben von der Wahl unserer Worte. Mit ihrer gezielten Verwendung können wir Enormes bewirken: die Meinungen von Menschen lenken, öffentliche Diskussionen steuern, den Kauf von Produkten beeinflussen und unser Bild von Menschen prägen. Durch ihre ständige Wiederholung gehen Begriffe und mit ihnen ihre Konzepte in den Alltagsgebrauch über und werden Teil des kollektiven Gedächtnisses. Und weil die Wortwahl zugleich ein Spiegel für persönlich und gesellschaftlich gebildete Meinungen ist, erhitzt sie oft die Gemüter. Oft werden Worte umgedeutet und dienen der Selbstbehauptung. Sie können wie Messer stechen und Menschen tief verletzen, Worte können aber auch Wunden heilen.

Wie wir mit Sprache die Welt ordnen und verändern
Gesellschaftliche Rituale spielen sich meist in einem festgelegten Rahmen ab. Sie folgen einem geregelten Ablauf und bestehen aus einem komplexen Zusammenspiel verbaler und nichtverbaler Handlungen. In ihrem Vollzug kommt der Sprache eine entscheidende Rolle zu, so bei der Heirat, beim Amtseid oder bei der Taufe. Erst das Sprechen der Worte „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau“ oder „Ich schwöre,…“ in Verbindung mit Gesten oder materialen Objekten macht ein Gelübde bindend. Mit der performativen Rede entfalten Rituale ihre Wirkkraft und nehmen auf bedeutungsvolle Weise Einfluss auf unsere soziale Realität. Damit gehört die Sprache zu den wichtigsten Bausteinen von Konventionen und gesellschaftlichen Ordnungen.

Sprachkanäle. Kommunikation und Technologie
Seit der Erfindung der Schrift läuft unsere zwischenmenschliche Kommunikation Hand in Hand mit den jeweiligen technologischen Entwicklungen der Zeit. Jegliche Technik bietet vielfältige Möglichkeiten, Distanzen zu Gesprächspartnern zu überbrücken und Informationen auszutauschen. Sie erweitert unser Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten für die unterschiedlichsten sozialen Kontexte. Zugleich sind neue Technologien seit jeher mit Gefühlen der Verunsicherung und Irritation verbunden, weil sie Traditionen und Ordnungen verändern. Sie wandeln die Konventionen unseres Sprachgebrauchs und bringen vertraute Kulturtechniken zum Verschwinden. Twittern, Skypen, Simsen, Mailen, Chatten: Wie werden wir angesichts der zunehmenden Verbreitung und Weiterentwicklung digitaler Medien in Zukunft miteinander kommunizieren?


Quelle: Pressemappe: 3. Abschnitt

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