Donnerstag, 28. November 2019

Rhetorik und Logik sind Geschwisterkinder

Logik und Homonym

Anmerkung von
Dr. Wilhelm Rettler

Davon, was „Logik“ bedeutet, haben wohl die meisten eine gewisse Vorstellung,
Fragen wir genauer.

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel behandelt in seinem Werk, Wissenschaft der Logik, eine „objektive Logik“, die eher dem entspricht, was Friedrich Engels als Dialektik der Natur bezeichnet. Der Ausdruck „objektive Logik“ wirft aber die Frage auf, ob die von Menschen formulierten Gesetze der Logik eine Entsprechung in der objektiven Wirklichkeit haben. Dies ist der Fall, was für die Axiome der Identität und des Widerspruchs evident ist. 

Das andere Paar - 
meine alten Gurken.

Der Identitätssatz besagt,
dass jeder Gegenstand mit sich selbst identisch ist. Mein Auto ist mit sich selbst identisch. Der Satz vom Widerspruch besagt, dass von zwei widersprechenden Urteilen (Aussagen) notwendig eine falsch ist. Übertragen auf die objektive Realität: Wenn nicht A (wobei A für einen bestimmten realen Gegenstand gilt), dann kann nicht zugleich A sein. Die Gültigkeit der zwei weiteren Axiome der Logik, des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten und des Satzes vom zureichenden Grunde, ist ohnehin umstritten.

Umgangssprachlich wird plausibles Verhalten als „logisch“ bezeichnet: „Im Schuhgeschäft war reduziert. Da habe ich mir ein Paar gekauft, ist doch logisch.“ Dann heißt es richtig, dass Logik die Lehre vom folgerichtigen Denken ist. So wird „Logik“ auch hier verstanden. Plausibles Verhalten ist in diesem Sinne nicht immer logisch.

Schließlich ist noch die natürliche Logik zu nennen, womit das folgerichtige Denken gemeint ist, welches dem Menschen ohne theoretische logische Schulung eigen ist.

Betrachten wir die angestellten Überlegungen noch einmal, so stellen wir fest, dass wir vier verschiedene Bedeutungen des Wortes Logik gefunden haben. Damit sind wir bei den Homonymen, den Wörtern mit mehreren Bedeutungen (Begriffen), die Aristoteles in seinem Organon zuerst behandelt.


Das Homonym hat, im Gegensatz zu seinem Pendant für gleichbedeutende Ausdrücke, dem Synonym, keinen Eingang in die Umgangssprache gefunden. Dies ist bedauerlich, weil logisches (folgerichtiges) Denken mit Begriffen (Gedankengebilden) operiert, die durch sprachliche Zeichen repräsentiert werden. Verwechslungen im Ausdruck (Zeichen) ziehen daher zwangsläufig Missverständnisse, wenn sie sich in der Kommunikation mit anderen ereignen, oder fehlerhafte Schlussfolgerungen nach sich.

whrettler@web.de

1 Kommentar:

G. Dietmar Rode hat gesagt…

Die Stichworte Rhetorik und Logik sind in der letzten Zeit öfter hier aufgetaucht. Wilhelm Rettler und ich haben uns vorgenommen, darüber mehr zu schreiben. In Anbetracht der Zunahme von verbalen Schlägereien und Fake News in den öffentlichen Medien, aber auch der Überfülle und Ubiquität von Informationen in der Kommunikationsgesellschaft, scheint es uns angebracht zu sein, mehr darüber nachzudenken. Ein paar Pamphlets? Eine Broschüre? Eine dicke Schwarte? Das wissen wir noch nicht. Aber wir haben zunehmend Spaß daran.