Quaternio
terminorum Teil II
Gibt es die Quadratur des Kreises oder ist es die Verkreisung des Quadrates? |
Dr. Wilhelm Rettler
Vorab: Eine contradictio in adjecto ist ein Widerspruch in sich, beispielsweise ein rundes Quadrat. [Rode: In der Rhetorik kann das allerdings eine Stilfigur sein. Man nennt das dann ein Paradoxon. Der bewusste Verstoß gegen die Logik soll Aufmerksamkeit erzeugen.]
In seiner
Anmerkung zum ersten Teil hat Dr. G. Dietmar Rode auf Probleme mit dem Ausdruck
„demokratische Partei“ hingewiesen. „Demokratie“ ist ein gutes Beispiel für ein
Wort mit mehreren Bedeutungen, die nahe beieinander liegen.
Was ist nun
Demokratie? Beginnen wir mit dem Wortsinn. Demokratie kommt aus dem
Altgriechischen und setzt sich zusammen aus demos (Staatsvolk) und kratos
(Herrschaft) und bedeutet somit Herrschaft des Staatsvolkes.
In der
Bundesrepublik Deutschland dürfen die Bürger alle paar Jahre an Wahlen teilnehmen.
Unsere Staatsordnung versteht sich als repräsentative Demokratie.
Die gewählten Volksvertreter sind [allerdings] in ihren Entscheidungen völlig frei und
unabhängig vom Wählerwillen. Volksabstimmungen sind nicht vorgesehen. So steht
es im Grundgesetz. Andererseits sind die Abgeordneten Einflüssen von Lobbyisten
ausgesetzt.
Zunehmend wird auch die Bedeutung der Medien als einer nicht
demokratisch kontrollierten "Vierten Gewalt" gesprochen. Kann da noch
uneingeschränkt von Herrschaft des Volkes die Rede sein? Oder negiert das Adjektiv
„repräsentativ“ die Demokratie und ist damit „repräsentative Demokratie“ gar eine
contradictio in adjecto?
Ist folgender
Syllogismus korrekt?
In einer
Demokratie hat das Staatsvolk die Macht.
Die
Bundesrepublik Deutschland ist eine Demokratie.
Also hat in der
Bundesrepublik Deutschland das Staatsvolk die Macht.
Zum Schluss zur
Frage von Dr. G. Dietmar Rode in seiner Anmerkung zu Teil I: Eine Partei ist
natürlich nicht deshalb demokratisch, weil sie in einem demokratischen
Verfahren gewählt worden ist, auf ihre Ziele kommt es an.
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