Aspasia - ein Gendersternchen?
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Idealporträt der Aspasia 1. Jahrhundert v. Chr., Vatikanischen Museen |
Für ihre Zeit tat sie etwas ganz ausgefallenes - sie emanzipierte sich. Es wird sicherlich 2500 Jahre danach Schwer nachzuvollziehen sein, was sich wirklich abspielte. Dass sie einen philosophischen Salon aufmachte, war sicherlich auch damals umstritten, was immer das auch konkret gewesen sein mag. Dort war sie nicht nur Gastgeberin (?), sondern soll auch eine beachtete Rednerin gewesen sein. Schriften von ihr wurden nicht überliefert. Bei Platon gibt es wohl eine Anspielung, die auf sie zutreffen könnte. Wer in ihrem Haus verkehrte, dürfte mehr Legende sein. Sophokles? Euripides? Pheidias? Sokrates berief sich auf seine Lehrerin der Rhetorik. War sie das? Der Komödienverfasser Aristophanes stellte sie (?) als Hetäre dar.
Auch Plutarch nahm Bezug auf sie. Er meinte, sie stamme von Axiochos Milet (heutige Türkei) ab und hatte vermutlich einen Sohn mit Perikles, einem berühmten Feldherrn und Politiker in Athen. Eine Ehe der beiden war zu dieser Zeit nach dem sogenannten Bastardgesetz allerdings nicht rechtsgültig. Eben deshalb wird die Beziehung auch in der Öffentlichkeit umstritten und verunglimpft worden sein. Kuppelei und Unmoral wurden ihr vorgeworfen. Und Perikles konnte nur mit Mühe einen Freispruch für sie erwirken. (vgl. Wikipedia)
Eine tolle Geschichte! Leider scheint es bis heute weder einen Roman, noch einen Film über sie zu geben. Und auch Jahrhunderte nach ihr blieben die Frauen in der Rhetorik rar. Einzelne weibliche Persönlichkeiten traten wohl als Rednerinnen mit Profil und zeitgenössische Wirkung auf. Wie viele mögen auf den Scheiterhaufen der mittelalterlichen Hexenverfolgungen jämmerlich zu Grunde gegangen sein? Und wie traten sie öffentlich auf? Johanna von Orlean? Rosa Luxemburg? Vielleicht recherchieren wir gerade heute mal bei YouTube: Angela Davis? Nanci Pelosi? Sahra Wagenknecht?
Übrigens hatte ich eine Rhetorik-Lehrerin. Dr. Rosemarie Jackstel. Sie schrieb die empfehlenswerten Bücher "Besser sprechen" und mit ihrem Mann Professor Karl-Heinz Jackstel gemeinsam "Die Vorlesung - akademische Lehrform und Rede". Als Dozentin an der Martin-Luther-Universität in Halle leitete sie auch den Arbeitskreis Rhetorik, zu dem wir wenigen Rhetorik-Lehrer in der DDR eher wie zu einem Spiritisten-Klub zusammen kamen. Rhetorik wurde in dieser Zeit eher misstrauisch beäugt. Warum wohl? Glasnost und Perestroika leuchteten am Horizont.
Anmerkung:
Gerade zum Internationalen Frauentag ist darauf hinzuweisen, dass das Gendern in unserem öffentlichen Sprachgebrauch, nach wie vor widersprüchlich verläuft. Nicht nur, dass es zahlreiche Kritiker gegenüber der geschlechtergerechten Kommunikation gibt. Selbst die Regelempfehlungen im neuen DUDEN scheinen mir längst noch nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein.
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