Der polnisch-belgische Professor für Logik, Ethik und Metaphysik (1012 - 1984) vertrat die Auffassung, dass die Rhetorik über "25 Jahrhunderte", d.h. von Platon und Aristoteles bis heute einem andauernden Prozess der restriktiven Deformation unterlag, und deshalb erneuert werden muss. In seiner "Ohio-Rede" von 1982 meinte er, dass die Rhetorik von einer "studie of reasoning" zu einer "studie of figures" geworden wäre, und er deshalb das Ziel verfolge, diese auf eine "ornamental art" geschrumpfte Rhetorik wieder zu einer "practical art" zu machen. (Perelman oder warum seine Argumentationstheorie eine "Neue Rhetorik" ist. - https://www.jstor.org/stable/j.ctvbkk3sm.8?seq=1#metadata_info_tab_contents)
Mit seinem "Traktat über das Argumentieren" (gemeinsam mit Lucie Olbrechts-Tydeca) eröffnete er 1958 den Weg zu einer New Rhetoric. Der wichtigste Denkansatz dazu ist m. E. die Unterscheidung von "Überzeugen" und "Überreden" in Bezug auf ein "universales" und ein nur "partikulares" Publikum. Damit leitete er eine Neufunktionalisierung der Rhetorik zur "Rhetorisierung der Vernunft" ein, in der eine Trennung der Fragen der Wahrheit von denen der Zustimmung sichtbar wird.
Ich halte solche Gedanken im Zusammenhang mit einer konsumorientierten Manipulation in unserer Gesellschaft oder mit einer überzogenen Postulierung von "Querdenken" im Zusammenhang mit gesellschaftspolitischen oder naturwissenschaftlichen Überlegungen für durchaus aktuell und wichtig.
G. Dietmar Rode, Blogger
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