Donnerstag, 23. Januar 2020

"Begriffologie" - Begriffslogik? Semantik? Termlogik?

Bin ich Don Quijote oder was?

Wilhelm Rettler



Don Quijote rief begeistert seinem Knappen zu:
„Siehst Du die Riesen dort mit ihren langen Armen!
Denen werde ich es jetzt aber geben!"
Er schloss seinen Helm und legte die Lanze an.
"Nein!" brüllte Sancho Panso:
"Das sind ja nur Windmühlen!!"
"Unsinn!", schnautzte Don Quijote zurück:
"Das sind furchtbare Riesen. Ich will sie besiegen!"
Und er gab seinem alten Klepper Rosinante
die Sporen und stürmte darauf los...

Windmühle auf den Liebschützer Bergen, 

unweit meiner Geburtsstadt Oschatz/
Foto: Rode
Vor etwa 15 Jahren habe ich erstmals angefangen, darüber nachzudenken, was ein Begriff ist. Das erscheint für einen Volljuristen mit fast 20jähriger Berufspraxis vordergründig unverständlich. 

Das ist es aber nicht, weil sich in die deutsche Sprache, auch in die Fachsprachen, ein falscher Gebrauch des Wortes Begriff eingeschlichen hat. Bei Wikipedia ist dieser falsche Gebrauch normal, wenngleich auch bei einzelnen Artikeln, ein richtiger Wortgebrauch vorkommt. 

Seit ich dies verstanden habe, versuche ich gegen den Falschgebrauch anzugehen. Dabei komme ich mir schon beinahe vor, wie Don Quijote, die Hauptfigur des gleichnamigen 1605 erschienenen Romans von Miguel des Cervantes. 

Don Quijote ist ein heruntergekommener, leicht verwirrter Ritter, der sich in unsinnige Kämpfe stürzt, so gegen Windmühlen, die er für verzauberte Riesen hält. Bin ich ein moderner Don Quijote? Ist der Begriff meine Windmühle?

Doch worum geht es eigentlich. Werfen wir einen Blick in den Online-Duden. Dieser nennt gleich vier verschiedene Bedeutungen des Wortes Begriff. Uns interessieren hier die ersten beiden nämlich
„1. Gesamtheit wesentlicher Merkmale in einer gedanklichen Einheit, abstrakter Gehalt von etwas“ und„2. Ausdruck, Wort“
wobei der Duden bei „2.“ hinzufügt „umgangssprachlich“. Besser wäre falsch.

Die erste Definition meint das Richtige, kann aber trotzdem nicht für optimal befunden werden. Nach zutreffender Betrachtung ist der Begriff als das von einem Wort bzw. einem sprachlichen Ausdruck gemeinte Gedankengebilde bzw. seine Bedeutung.
Daher kann die Verwendung des Wortes Begriff als Synonym für Wort oder Ausdruck nur Verwirrung stiften.
Trotz meiner nur geringen Erfolge gegen den Falschgebrauch des Wortes Begriff möchte ich mich doch nicht mit Don Quijote gleichsetzen lassen. Immerhin kann ich mich auf Goethe berufen, der im Dialog zwischen Schüler und Mephistopheles (Faust) auf den Unterschied von Wort und Begriff aufmerksam macht. 

Der preußische Aufklärer Johann Daniel Friedrich Rumpf sagte im Jahre 1822,

            „die Wörter als Zeichen unserer Begriffe, sind von den Begriffen verschieden“.  

Schließlich habe ich im Laufe der Jahre doch den einen oder anderen überzeugt und von zwei Hochschullehrern wohlwollenden Zuschriften erhalten. Wer sich näher mit dem Problem beschäftigen will, kann von mir (whrettler@web.de) meinen Text „Begriff – Überlegungen zur Verschlumpfung eines Wortes“ kostenlos anfordern. Bitte Adresse angegeben.

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