Montag, 20. Januar 2020

Oxymoron bei Ernst Jandl

Wieder mal eine rhetorische Figur


Wilhelm Rettler


Das Wort Oxymoron ist recht ungebräuchlich. Es heißt so viel wie ("das Scharfdumme"  Der DUDEN sagt, es handele sich um eine Zusammenstellung zweier, sich widersprechender Begriffe als rhetorische Figur.
Anmerkung des Logikers: Allerdings die Verwendung des Wortes Begriff nicht exakt, denn ein Begriff ist kein Wort, sondern das von einem Wort bzw. Ausdruck gemeinte Gedankengebilde (Goethe, Faust im Dialog zwischen Mephistopheles und Schüler).
 Beispiele für diese absichtlich unlogische Zusammenfügung sind "alter Junge" oder eine "Seejungfrau", die als Gegensatzpaar (Widerspruch in sich - contradictio in adiecto) zunächst irritierend wirken und dann aber einen gewissen Überraschungseffekt auslösen kann. Hier streiten sich also Rhetorik und Logik.

Oxymoron gibt es als Wortzusammensetzungen (Hassliebe) und als Wortverbindungen (teuflisch gut). Die Wortschöpfungen „lechts“ und „rinks“ in Ernst Jandls (1925 - 2000) Gedicht „Lichtung“ (Richtung!) kann man auch als Oxymoron auffassen:
manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht velwechsern
werch ein Illtum
Lechts ist eine Mischung von rechts und links und bei rinks ist es umgekehrt. Meinte Ernst Jandl das eindimensionale Schema bei der Unterscheidung politischer Positionen - die Politik als eine Gerade, auf der die Parteien wie die Hühner auf der Stange zusammen sitzen? Oder war nur ein Wortspiel beabsichtigt? Unabhängig von den Intentionen des Dichters, dürfte das Rechts-Link-Schema im Sinne einer Geraden für die Orientierung im politischen Raum nur bedingt geeignet sein. Kann eine Partei, deren Vertreter für die imperialen Interessen unseres Verbündeten auf der anderen Seite des Atlantiks eintreten, sich aber zugleich auch um gewisse Belange der sozial Benachteiligten kümmern, als links oder mittig eingeordnet werden?

Das Gegenstück zum Oxymoron ist der Pleonasmus - z.B. "pechrabenschwarz".

https://de.wikipedia.org/wiki/Oxymoron

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