Dienstag, 4. Februar 2020

Begriffologie Teil II

Die Praxis


Wilhelm Rettler
Jim Knopf und das Land, das nicht sein darf

Vielleicht und hoffentlich habe ich den einen oder anderen Leser meines Beitrags
vom 23.1.2020 davon überzeugt, dass Begriff und Wort bzw. Ausdruck zwei
verschiedene Dinge sind.

Ich wiederhole: Der Ausdruck ist das Zeichen für den Begriff. Der Begriff ist das vom Wort (Ausdruck) Gemeinte. Die Verwechslung von Begriff und Ausdruck ist ungefähr so, wie wenn jemand Biermarken isst, um betrunken zu werden oder die Fahrkarte mit der Reise verwechselt. Das sollte im Prinzip klar sein.

Den Falschgebrauch des Wortes Begriff zu vermeiden, ist aber nicht ganz einfach, weil er gängige Praxis ist. In der Quizsendung „dingsda“ wird nach „Begriffen“ gefragt, obwohl Worte gesucht werden. Politiker, Moderatoren und Professoren praktizieren den Falschgebrauch. Dabei gewinnt man den Eindruck, dass die Verwendung des Wortes „Begriff“ als besonders intelligent empfunden wird. 

Wenn „Begriff“ gebraucht wird, dann ist zumeist das Wort Wort oder Ausdruck gemeint. Im
Zweifel ist „Begriff“ falsch. Wem also „Begriff“ auf der Zunge liegt, der möge innehalten und sich fragen, ob stattdessen „Ausdruck“ passt.

Es haben sich Wörter herausgebildet, die in sich falsch sind, man kann auch sagen
Falschwörter, die es noch in anderer Hinsicht gibt. Ein solches Falschwort ist „Kampfbegriff“. Gemeint ist hier kein Gedankengebilde, sondern ein Wort. Richtig wäre „Kampfausdruck“. Ein Philosophieprofessor hat diesen Unsinn noch gesteigert und das Wort „Unbegriff“ erfunden, was wörtlich ein Gedankengebilde ist, dass es („un“) nicht gibt. Man wird an Jim Knopf und das Land, das nicht sein darf, erinnert.

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