Sonntag, 3. Mai 2020

Querfront: Der Feind meines Feindes ist mein Freund (Querfront)

Ist das logisch?

von Wilhelm Rettler

Wilhelm Busch: Die beiden Enten und der Frosch
Das Sprichwort erscheint auf den ersten Blick logisch. Doch ist es das wirklich? Man könnte an das logische Gesetz der doppelten Verneinung denken: Negation der Negation. Der Feind ist die Verneinung des Freundes, also ist die Verneinung der Verneinung des Freundes der Freund. Doch hierin liegt ein Trugschluss. Die Verneinung von Freund ist nicht „Feind“, sondern „Nicht-Freund“. Die Verneinung ist die Kontradiktion. Das Verhältnis von Freund-Feind heißt konträr, gegensätzlich.

Trotzdem könnte an dem Sprichwort etwas dran sein. Wer meinen Gegner, um das martialische Wort Feind zu vermeiden, bekämpft, dient insoweit meinen Interessen. Ihn deshalb gleich als Freund zu bezeichnen, geht aber zu weit.

Problematisch wird es nämlich, wenn der Feind des Feindes nicht nur ein isoliertes Ziel verfolgt, nämlich die Bekämpfung meines Feindes, sondern darüber hinaus weitere Interessen hat, die mit meinen nicht und zwar überhaupt nicht übereinstimmen. So ist es in aller Regel.

Mit dem Ausdruck Querfront wird die Übernahme linker Themen durch Rechtsextreme bezeichnet. Es sollen gemeinsame Aktionen von Rechten und Linken geschaffen werden, so z.B. beim Thema Frieden mit Russland. Wer sich als Linker in Anwendung unseres Sprichworts darauf einlässt, öffnet den Rechten damit nicht nur dafür, sondern für ihre Gesamtpolitik, etwa den Rassismus, Tür und Tor.  

Fazit: Man hüte sich vor diesem Sprichwort.

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