von Wilhelm Rettler
Marcus Tullius Cicero (3.1.106 v. Chr. –
7.12.43 v. Chr.) war ein römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller, Philosoph
und der berühmteste Redner Roms. Ihm wird die Frage - Cui bono? – Wem nützt es?
- zugeschrieben. Sie kann helfen, die Täter von Verbrechen zu ermitteln, indem
Kriminalisten fragen, wer von einem Verbrechen einen Vorteil hat.
Man muss sich
allerdings vergegenwärtigen, dass eine Antwort auf die Frage kein Beweis ist,
sondern nur ein Argument. Wer die
Antwort als Beweis missversteht, unterliegt dem Trugschluss der Scheinkausalität
(lat. cum hoc ergo propter hoc), bei dem die Gleichzeitigkeit von
Ereignissen als Ursachenzusammenhang aufgefasst wird.
Jeder Krimizuschauer
kennt dieses Phänomen, wenn mehrere Personen an einem Verbrechen ein Interesse
gehabt haben, aber nur eine der Täter war. Aus diesem Befund darf man wiederum
auf keinen Fall die Unzulässigkeit der Frage, cui bono, schließen.
Auch in politischen Dingen kann die Frage cui
bono hilfreich sein. Die Hitlerfaschisten versuchten, die Verantwortung für den
Reichstagsbrand den Kommunisten in die Schuhe zu schieben, obwohl sie ihn
wahrscheinlich selbst gelegt hatten. Jedenfalls profitierten sie politisch durch ihn.
Auch bei den Ereignissen vom 11.September 2001 gibt es Ungereimtheiten. Wer
aber hier die Frage nach dem cui bono aufwirft, wird sogleich als
Verschwörungstheoretiker verunglimpft. Der Friedensforscher Daniele Ganser hat
darauf hingewiesen, dass dieser Ausdruck von der CIA erfunden wurde, um
kritische Denker davon abzuhalten, Fragen über die Ermordung John F. Kennedys
zu stellen. Das Wort Verschwörungstheoretiker hat sich heute zu einem
Totschlagsausdruck entwickelt, der jedes Nachdenken über Interessen an
bestimmten Ereignissen im Keim ersticken soll.
Ergebnis: Die Frage cui bono ist sinnvoll. Mit
den Antworten auf sie muss aber behutsam umgegangen werden.
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