Dienstag, 28. April 2020

Cui bono?

Kikero und Käsar gingen mit Kinder und Kylinder in den Kirkus (Kinderstabreim)


von Wilhelm Rettler

Marcus Tullius Cicero (3.1.106 v. Chr. – 7.12.43 v. Chr.) war ein römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller, Philosoph und der berühmteste Redner Roms. Ihm wird die Frage - Cui bono? – Wem nützt es? - zugeschrieben. Sie kann helfen, die Täter von Verbrechen zu ermitteln, indem Kriminalisten fragen, wer von einem Verbrechen einen Vorteil hat. 

Man muss sich allerdings vergegenwärtigen, dass eine Antwort auf die Frage kein Beweis ist, sondern nur ein Argument.  Wer die Antwort als Beweis missversteht, unterliegt dem Trugschluss der Scheinkausalität (lat. cum hoc ergo propter hoc), bei dem die Gleichzeitigkeit von Ereignissen als Ursachenzusammenhang aufgefasst wird. 

Jeder Krimizuschauer kennt dieses Phänomen, wenn mehrere Personen an einem Verbrechen ein Interesse gehabt haben, aber nur eine der Täter war. Aus diesem Befund darf man wiederum auf keinen Fall die Unzulässigkeit der Frage, cui bono, schließen.

Auch in politischen Dingen kann die Frage cui bono hilfreich sein. Die Hitlerfaschisten versuchten, die Verantwortung für den Reichstagsbrand den Kommunisten in die Schuhe zu schieben, obwohl sie ihn wahrscheinlich selbst gelegt hatten. Jedenfalls profitierten sie politisch durch ihn. 

Auch bei den Ereignissen vom 11.September 2001 gibt es Ungereimtheiten. Wer aber hier die Frage nach dem cui bono aufwirft, wird sogleich als Verschwörungstheoretiker verunglimpft. Der Friedensforscher Daniele Ganser hat darauf hingewiesen, dass dieser Ausdruck von der CIA erfunden wurde, um kritische Denker davon abzuhalten, Fragen über die Ermordung John F. Kennedys zu stellen. Das Wort Verschwörungstheoretiker hat sich heute zu einem Totschlagsausdruck entwickelt, der jedes Nachdenken über Interessen an bestimmten Ereignissen im Keim ersticken soll.

Ergebnis: Die Frage cui bono ist sinnvoll. Mit den Antworten auf sie muss aber behutsam umgegangen werden.

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