Freitag, 17. Juli 2020

Leseempfehlung


Richard David Precht: Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens


Goldmann Verlag, 
München 2020

"Dieses Buch ist das Essay eines Philosophen, der sich fragt, was künstliche Intelligenz mit unserem selbst- und Menschenbild macht und wie sie unsere künftige Selbstverwirklichung beeinflusst." So steht es im Einbandtext. Was bringt uns KI? Werden die Menschen damit glücklicher oder ärmer? Wodurch entscheiden sich menschliche und künstliche Intelligenz? Werden wir in absehbarer Zeit vielleicht sogar von KI und Robots überwältigt? Können Emotionen und Ethik ebenfalls programmiert werden?

Das liest sich sehr interessant, wenn auch nicht immer so leicht. Aber was hat es mit Rhetorik und Logik zu tun? Auf den ersten Blick wohl nicht viel. Aber wenn man von Josef Kopperschmidt "Rhetorische Anthropologie. Studien zum Homo rhetoricus" (Wilhelm Fink Verlag, München 2000) daneben legt, ahnt man vielleicht schon etwas mehr. 

Der "Rhetorische Mensch" ist auf jeden Fall ein Mensch mit besonderer Intelligenz. Aber können wir zukünftig Reden und Gespräche vorab programmieren? 

Ich gebe das Thema "Omas Geburtstag" und vier-fünf Jahreszahlen sowie und werfe später ein paar Stichworte über Alexa ein. Und der PC strickt mir nicht nur den optimalen Text, sondern 
- ahmt meine Stimme nach und 
- ruft meine vorher aufgezeichneten körpersprachlichen Verhaltensweisen aus dem Speicher ab und 
- baut daraus die perfekte YouTube-Rede für Oma und ihre Geburtstagsgäste. 

Keine logischen Schnitzer, keine black outs, keine äh-mäh Stotterei, keine Microexpressions der Mimik, die mich verraten könnten, perfektes Timing sowie digitale Fotos und Videosequenzen aus meiner Sammlung. Währenddessen  kann ich mich bei der Online-Konferenz genüsslich im Sessel zurücklehnen und meinen Whisky süffeln?

Sollte es das sein? Künstliche Rhetorik? Durch KI eine KR?

An einigen Stellen macht Precht aber auch auf unsere Kommunikation aufmerksam, die selbstverständlich von der KI beeinflusst wird. KI hat viel mit Intelligenz zu tun, aber nichts mit Verstand und Vernunft. (S. 23) KI beherrscht die absolute, reine Logik. (S. 142) Aber menschliches Denken ist kein ausschließlich logisches Problemlösen. (S. 30) Computer können sich nicht irren oder zweifeln, aber sie entwickeln auch keine Gefühle und sie werden auch zukünftig keine ethischen Wertungen treffen können! (S. 147) 

Aber lassen wir es zunächst dabei. Lest es selbst! Und dann sollten wir uns streiten. Das können übrigens Computer auch nicht.

G. Dietmar Rode

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