Dienstag, 3. November 2020

Wort und Bedeutung

Über den richtigen Umgang mit dem Wort Begriff

von Wilhelm Rettler

 Was soll das? Schon wieder ein Beitrag zum Begriff. Nein, das ist falsch. Dieser Beitrag befasst sich nicht in erster Linie mit dem Begriff, sondern mit dem Wort Begriff. Worin liegt der Unterschied. Ich wiederhole Johann Daniel Friedrich Rumpf (1822):

 „Die Wörter, als Zeichen unserer Begriffe sind von den Begriffen  verschieden.“

 Oder Goethe im Faust:

 „Doch ein Begriff muss bei dem Worte sein.“

Um daraus den Gedanken von Rumpf zu erkennen, ist eine logische Überlegung erforderlich: Wenn eine Bank bei der Eiche steht, dann ist die Bank nicht mit der Eiche  identisch. Genauso ist der Begriff nicht mit dem Wort identisch.

 Diese alte Erkenntnis ist heute in Vergessenheit geraten. Begriffe werden fortgesetzt mit Wörtern verwechselt. Begriffe sind aber nicht Wörter, sondern die von den Wörtern gemeinten Gedankengebilde, ihre Bedeutungen. Nehmen wir einmal einen realen Apfel und das Bild dieses Apfels. Im Sinne von Rumpf gilt, dass das Bild des Apfels das Zeichen des Apfels ist. Wer käme auf die Idee, das Bild verspeisen zu wollen?  Entsprechend logisch fehlerhaft sind Wörter wie Kampfbegriff und Suchbegriff. Es handelt sich um Falschwörter, in sich widersprüchliche Wörter. Davon sagte Platon:

 „Ein falscher Ausdruck stiftet Verwirrung in unserem Denken.“

 Üblich geworden sind Redensarten wie,

 „der Begriff Demokratie, der Begriff Rechtsstaat“.

 Sie sind falsch, weil sie Demokratie und Rechtsstaat als Wörter behandeln, jedoch Begriffe meinen. Die korrekte Ausdrucksweise, die man manchmal noch hören kann, ist,

 „der Begriff der Demokratie, der Begriff des Rechtsstaats.“

 Damit wird deutlich, dass nicht das Wort gemeint ist, sondern die Bedeutung des Wortes.

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