Montag, 13. Januar 2020

Ist rhetorischer Erfolg planbar?

Gewiss doch! Oder nicht? Oder vielleicht?


Erkenntnisse von
G. Dietmar Rode

Die moderne Rhetorik geht über die Auffassung aus der Antike hinaus, dass sie einerseits Redekunst sei, zugleich aber auch die Lehre von Methoden, wie man eine Rede besser gestalten kann. Es gibt wohl kaum Wissen aus der Antike, das die Zeit so gut überstanden hat wie die Rhetorik. Aber die Entwicklung der Wissenschaften hat auch die Rhetorik stark beeinflusst. Und so sehen wir sie heute als wichtiges Mittel der Persönlichkeitsentwicklung (Josef Kopperschmidt: "Homo rhetoricus" als Produkt sozialer Erfordernisse) und der Optimierung kommunikativer Aufgaben in unterschiedlichen Kontexten im Informationszeitalter.

Wissenschaftliche Erkenntnisse wie u.a. aus Soziologie, Psychologie, Pädagogik, Sprachwissenschaft, Kommunikationswissenschaft usw. sind in die Rhetorik eingeflossen. Wichtige Berührungspunkte gibt es z.B. aus der Didaktik - der pädagogischen Lehre vom Lehren und Lernen. Man könnte sie durchaus auch als die Didaktik des Sprechens bezeichnen. Ein gutes Beispiel ist die Herangehensweise der Dialektischen Didaktik (vgl. Lothar Klingberg), die davon ausgeht, dass Ziel, Inhalt, Methode und Organisation einen in sich geschlossenen pädagogischen Systemzusammenhang darstellen (Lothar Klingberg). 

Daraus habe ich für meine langjährige Lehr- und Trainingspraxis der Rhetorik eine "Formel" abgeleitet abgeleitet und "ZIMBE-Formel" genannt. Sie lässt sich gut anwenden, um rhetorische Aufgaben (z.B. einen Vortrag, eine Lehrveranstaltung, ein Gespräch, eine Debatte usw.)zu konzipieren. Dieses Akronym (Wortbildung aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter) empfiehlt ein systematisches Vorgehen:
Wer gut zielt, wird besser treffen.

Ziel: Was will ich durch die Kommunikation mit einer bestimmten Zielgruppe erreichen?
Inhalt: Welche Schwerpunkte sollen in welcher Reihenfolge und Gewichtung behandelt werden?
Methodik: Welche Formen (z.B. Rede oder Gespräch), Methoden (z.B. freie Rede oder Manuskriptrede) Verfahren (z.B. Beschreibung oder Argumentation) und Medien (z.B. Tafelskizze oder PowerPoint-Präsentation) sind besonders geeignet?
Bedingungen: Welche zeitlichen, räumlichen, technischen, organisatorischen u.a. Gegebenheiten oder Erfordernisse sind zu berücksichtigen?
Evaluation: Welche Ergebnisse sind zu erwarten bzw. werden sichtbar? Wie kann darauf weiterhin aufgebaut werden?
Der Begriff "Formel" darf uns natürlich nicht dazu verleiten, eine immer wiederkehrende und absolute Wirkung unserer Kommunikation zu erwarten. Rhetorische Kommunikation muss auch immer variabel, flexibel und originell sein. Doch eine bewährte Systematik kann uns sehr hilfreich sein. Nur wahre Genies schütteln den rhetorischen Erfolg aus dem Ärmel.



Keine Kommentare: