Donnerstag, 2. April 2020

Metakommunikation

Das heißt: Wir sollten uns auch mehr über unsere Kommunikation verständigen

Durch die Corona-Krise ist unsere Mobilität deutlich eingeschränkt. Das mag manchem anfangs ganz gut gefallen haben: früh länger schlafen, nicht mehr an der windigen Straßenbahnhaltestelle rumstehen, Bequemlichkeiten des sogenannten Home Office genießen. Aber inzwischen verspüren wohl auch die meisten die entstandenen Einschränkungen für unsere Kommunikation. Keine Kaffeepausen mehr mit den Kollegen, nicht mehr der übliche Schwatz mit den Bekannten auf der Straße, nicht mehr die Enkel auf dem Schoss, nicht mehr bei Dynamo im Stadion. Und wir haben noch mindestens 3 Wochen unter diesen Bedingungen vor uns... Wir sollten über unsere Kommunikation kommunizieren.

Und nun tritt auch eine gewisse Sättigung ein: Ewig die albernen Witzchen per E-Mail über Corona, immer wieder die lustigen Videos mit Babys, Hündchen und Kätzchen bei Facebook und WhatsApp - das nervt langsam. Vielleicht wäre doch gerade jetzt Zeit, dem alten Schulfreund mal wieder einen "richtigen" Brief zu schreiben, im Tagebuch aus der Jugendzeit zu blättern (wenn es noch da ist), die Fotos von der letzten Familienfeier endlich für alle Onkel und Tanten ins Netz zu stellen?

Den kollegialen Kontakt von zu Hause aus aufrecht zu erhalten, ist noch einigermaßen ungewohnt. Ich habe meine Lehrveranstaltungen seit drei Wochen auf online-Kommunikation umgestellt. Das spielt sich nun langsam ein, obwohl sich die übliche Face-to-Face-Kommunikation deutlich als nicht ersetzbar erweist. Auch in den üblichen Partei- und Vereinskreisen zeigt sich längst eine gewisse Hilflosigkeit. Wir sind es noch lange nicht ausreichend geübt, die eingeschränkten Aktivitäten digital weiter zu führen. Wir sind es seit Urzeiten gewöhnt, die wirklich wichtigen Dinge zur selben Zeit an Ort und Stelle zu klären. Auf E-Mails in die Runde antworten nur wenige, und dann auch meistens noch zeitversetzt. Über Facebook ergeben sich nicht selten sinnlose Diskussionen mit Missverständnissen, anonymen Stänkereien und ausuferndem Geschnatter. WhatsApp ist wohl doch eher für die Familie und den engeren Freundeskreis mit oft nur kurzlebigen Statusmeldungen.  Skype-Verbindungen kommen nur dann zustande, wenn der gewünschte Partner auch gerade eingeschaltet hat. In Blogs schreiben meist nur die hartnäckigen Agitatoren und Kommentare sind sowieso out. Die meisten Webseiten sind unmodern im Design und veraltet im Inhalt; Ausnahmen bestätigen die Regel. Und Twitter sollte doch am besten die Domäne von Donald Trump bleiben. Der Grund für eine ausbleibende Antwort auf eine dringende Anfrage ist oft damit begründet, dass nicht der richtige Kanal genutzt wurde - SMS vielleicht, was ich so selten nutze?

In der heutigen Sächsische Zeitung steht ein interessanter Artikel: Apps für Videokonferenzen sind oft nicht sicher. (SZ 02.04.2020, S. 27) Nun will ich das Thema Sicherheit hier gerade nicht vorrangig ansprechen. Interessanter scheint mir in diesem Zusammenhang der Hinweis darauf, dass wir darüber nachdenken, welche der vielen Möglichkeiten zur Kommunikation im Netz für uns machbar und angebracht sind. Der Über- und Durchblick ist für Laien wie mich ziemlich kompliziert. Deshalb ist es wohl am besten, sich unter Freunden oder innerhalb der Familie auszutauschen, d.h. Hinweise geben, Erfahrungen miteilen, Fragen stellen und Techniken ausprobieren. So gibt es inzwischen mehrere Software-Produkte für die Video-Übertragung wie z.B. mit Youtube, über Google, Alfaview oder auch über die Video-Telefonie mit dem Smartphone. Auch auf verschiedenen Plattformen ist es möglich, Liveübertragungen oder Videoaufzeichnungen zu empfangen wie z.B. über die Webseite des Sächsischen Landtages. Da probieren gegenwärtig einige meiner Studierenden aus, das Geschehen im Landtagsplenum nachzuvollziehen und ausgewählte Redebeiträge von Abgeordneten auszuwerten.

In der komplizierten Situation durch die Corona-Krise ist es mir zur Zeit nicht möglich, meiner Vorlesungs- und Seminartätigkeit in der bisherigen Form nachzugehen. Deshalb musste ich improvisieren, um so viel wie möglich die Lehrinhalte online an die Seminargruppe zu übermitteln, denn schließlich geht es um die Studienabschlüsse im Sommer. Anfangs verlief das ziemlich holprig. Jetzt aber deutet sich eine Verbesserung an. Über Erfahrungen dazu werde ich aber demnächst noch berichten.

G. Dietmar Rode
Blogger

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